Hedwig von Reedern Brücke

         Rohmaner-Ulrichseer Rundbrief
                   im Dezember 1991

         Weiß ich den Weg auch nicht
   Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl;
   das macht die Seele still und friedevoll.
   Ist’s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh,
   dass ängstlich schlägt das Herz, sei’s spät, sei’s früh.
   
   Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit,
   dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
   Ich preise dich für deiner Liebe Macht,
   ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.
   
   Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht,
   und du bebietest ihm, kommst nie zu spät.
   Drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug;
   du weißt den Weg für mich – das ist genug.
   
   Hedwig von Redern *23.April 1866, +22.Februar 1935


   

Liebe Heimatfreunde.   Wir grüßen Euch in dieser vorweihnachlichen Zeit mit einem Gedicht von Hedwig von Redern, daß Ruhe und Besinnlichkeit in euere Herzen bringen soll.

   Hedwig von Redern war eine deutsche Erzählerin und Kirchenliederdichterin. Hedwig von Reedern Sie stammt aus dem märkischen Uradelsgeschlecht von Redern und ist das älteste Kind des Generalleutnants Hermann von Redern (1819–1886). Sie wuchs zunächst auf dem brandenburgischen Gut Wansdorf im Osthavelland auf. Als sie 20 Jahre alt war, starb ihr Vater und ihr Wohnsitz wurde durch einen Brand zerstört. Daraufhin zog die Familie nach Berlin, wo Hedwig in relativ ärmlichen Verhältnissen lebte.

   In Berlin wurde Hedwig von Redern Graf Andreas Bernstorffs Mitarbeiterin in der Sonntagsschule. Aktiv tätig war sie außerdem im Städtischen Krankenhaus Moabit und initiierte Bibelstunden für Pflegedienstmitarbeitende. Außerdem wirkte sie im Dienst an Polizeibeamten und deren Frauen mit, den General von Schulzendorf mit ihr begann und der bald in vielen deutschen Städten Nachahmung fand.

   Inspiriert durch den pietistischen Prediger Elias Schrenk fand sie im Glauben ihren Lebensinhalt und veröffentlichte erste Gedichte. Im Jahre 1900 begründete sie mit Gleichgesinnten den Deutschen Frauen-Missions-Gebetsbund (DFMGB).

   Nach dem Tode ihrer Mutter zog sie 1924 mit ihrem ältesten Bruder Wilhelm nach Gumbinnen in Ostpreußen, wo dieser Regierungsvizepräsident wurde. 1928 zog sie nach Potsdam. Nach einer Operation im Oktober 1933 war sie bis zu ihrem Tod 1935 krank. Neben zahlreichen christlichen Liedern (darunter Weiß ich den Weg auch nicht, Ev. Gesangbuch (Ausgabe Niedersachsen/Bremen) Nr. 591 bzw. (Ausgabe Rheinland, Westfalen und Lippe) Nr. 650, Mennonitisches Gesangbuch Nr. 362), Liederübersetzungen und Gedichten schrieb Hedwig von Redern eine Vielzahl vom Glauben geprägter Erzählungen.
   

Liebe Rohmaner und Ulrichsseer Landsleute

Viele von Euch haben bestimmt schon lange auf den versprochenen Freundesbrief gewartet. Mit einer stimmungsvollen Geschichte möchten wir euch heute in die Adventzeit und in das neue Jahr begleiten.

Der Geigenspieler vom Weihnachtsmarkt
   Am liebsten mag Mia auf dem Weihnachtsmarkt Benno, den Geigenspieler, und sie steht oft bei ihm und lauscht seiner Musik. Leider freut nur wenige Leute Bennos Geigenspiel, und kaum einer wirft eine Münze in den Hut auf Bennos Geigenkasten. Auch Benno, glaubt Mia, scheint keine Freude an seiner Musik zu haben. Er blickt immer so traurig drein.

   „Warum lachst du nie?“, fragt Mia den traurigen Geiger. „Ich kann mich nicht freuen“, antwortet der. „Niemand mag meine Musik hören.“ „Bin ich niemand?“, fragt Mia empört. „Mir gefällt deine Musik und ich wünsche mir zu Weihnachten eine Geige. Das ist mein größter Wunsch.“

   Jetzt lächelt Benno ein wenig, und Mia wird mutiger. „Was ist dein größter Wunsch?“, fragt sie. Benno seufzt. „Meinen Wunsch kann man nicht in bunte Päckchen packen. Ich möchte so wunderschöne Musik machen, dass die Leute beim Zuhören für eine Weile ihre Sorgen vergessen. Auf einer Bühne möchte ich stehen, vor vielen tausend Leuten, und alle sollen sich freuen. Das wäre schön! Aber leider“, fügt er leise hinzu, „ist das einer von den Wünschen, die nie in Erfüllung gehen.“ Er hebt die Geige und beginnt zu spielen. Ein Weihnachtslied, das traurig klingt und sehnsüchtig…

   Nachdenklich schlendert Mia später über den Weihnachtsmarkt. Würde Bennos größter Wunsch wirklich nie in Erfüllung gehen? „Man müsste tausend Leute suchen“, überlegt sie. „Aber wie?“

   Und weil ihr nichts Besseres einfällt, fragt sie jeden, den sie trifft: „Kennt ihr tausend Leute, die wunderschöne Musik hören und sich freuen möchten?" Die Leute lachen nur. Die Bretzelfrau aber, die Bennos Musik auch über alles liebt, hat eine Idee. „Ich wüsste, wem man eine Weihnachtsfreude bereiten könnte“, sagt sie, „doch viele tausend Leute sind das nicht.“ „Egal“, sagt Mia. „Wenn sie sich nur freuen!“ „Bestimmt!“ Die Bretzelfrau nimmt ihren Korb und führt Mia zu einem hässlichen, alten Haus mit einem hässlichen, dunklen Hof in einer hässlichen, engen Gasse nicht weit entfernt vom glitzernd bunten Weihnachtsmarkt. Es ist so hässlich und dunkel, dass Mia friert. Und da leben Menschen?

   Mia ist erschrocken. Hier gibt es bestimmt nicht viel zum Freuen. Das denkt die Bretzelfrau wohl auch, denn sie sagt: „Hier könnt ihr mit eurer Weihnachtsmusik etwas Gutes tun.“ Mia nickt. „Bestimmt.“

   Gemeinsam mit einigen Bewohnern des alten Hauses bauen sie in dem dunklen Hof eine kleine Bühne auf. Und die Kinder laufen jubelnd durch die enge Gasse und rufen: „Kommt heute Abend! Kommt alle! Im Hof gibt es eine wunderschöne Weihnachtsmusik!!!“ Das spricht sich schnell herum, und viele sagen: „Wir kommen gerne.“

   Das hört auch Bäcker Maier am Ende der engen Gasse, und ihm gefällt die Idee so gut, dass er große Körbe mit Brezeln, Brötchen, Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen packt. Er sagt auch seinem Freund, dem Metzger Müller, Bescheid, und der hat auch einige Tüten voller Bratwürstchen für das Fest übrig. Ja, und sonst tut sich auch noch einiges. Ach, wenn Benno das hört, denkt Mia voller Vorfreude. Der wird sich bestimmt riesig freuen. Benno staunt nicht schlecht, als Mia ihn später zu dem hässlichen, alten Haus führt. Doch was ist das? Viele Menschen aus dem Haus, aus der Gasse und aus der Stadt, junge und alte, arme und nicht ganz so arme, zerlumpte und vornehme, warten in dem gar nicht mehr hässlichen Hof, der von Schein vieler Kerzen erhellt ist, und alle rufen: „Fang an zu spielen, schnell, fang an!“

   Und da fängt Benno an. Er spielt und spielt, und er hat noch nie so gut gespielt wie an diesem Abend. Das finden auch seine Zuhörer, wenn es auch keine viele tausend sind. Sie singen, tanzen und freuen sich. Ein Lächeln liegt auf ihren Gesichtern, so glücklich und froh, wie man es in dem dunklen Hinterhof schon lange nicht mehr gesehen hat.
von Elke Bräunling


   

Leider können viele unserer Landsleute weder in Gedanken noch persönlich dabei sein, weil sie für immer von uns gegangen sind. Seit dem letzten Rundbrief im Dezember 1990 wurden uns nachfolgende Heimatfreunde als verstorben gemeldet.

Gesangbuch mit Ähren

Dibowski Heinrich, geboren 30.09.1919, gestorben 27.01.1991, mit 72 Jahren_aus Rohmanen
Neumann Ernst, geboren 03.05.1917, gestorben xx.02.1991, mit 73 Jahren_aus Rohmanen
Welt Heinz, geboren 15.07.1925 gestorben 12.03.1991, mit 65 Jahren_aus Rohmanen
Kownatzki Erika, geboren xx.04.1924, gestorben 04.05.1991, mit 64 Jahren_aus Rohmanen
Makrutzki Wilhelm, geboren 29.05.1906, gestorben 11.08.1991, mit 85 Jahren_aus Rohmanen
Lumma Fritz, geboren 10.03.1935, gestorben 20.10.1991, mit 56 Jahren_aus Rohmanen
Nikutta Minna, geb. Thybusch, geboren 07.10.1900, gestorben 23.10.1991, mit 91 Jahren_aus Ulrichsee
Sakowski Erich, geboren 11.08.1918 gestorben xx.xx.1991, mit 73 Jahren_aus Rohmanen

Wir trauern mit den Angehörigen (über den Verlust unserer Heimatfreunde)
und wünschen ihnen Gottes Beistand in ihrer Trauer.

Unsere ältesten Ortsbewohner, ab 80 Jahre, möchten wir besonders herzlich grüßen und freuen uns aufrichtig daß wir sie noch haben dürfen, denn sie sind uns ein Stück lebendige Heimat.
Unsere ältesten Rohmaner:

Kiy Friedrich, geboren 13.12.1896
Grzesny Anna, geboren 19.09.1898
Butzek Martha, geb. Wieczorrek, geboren 09.01.1898
Wank Anna, geb. Grzesny, geboren 19.09.1898
Bieber Auguste geb. Wichert, geboren 15.05.1900
Jaschinski Auguste, geb. Katzmarski, geboren 26.08.1901
Maczey Wilhelm-Karl, geboren 08.11.1901 Adventkranz
Wittkowski Ottilie, geb. Kruska, geboren 16.11.1901
Bork Martha, geb. Kruska, geboren 24.12.1901
Nickel Emma, geb. Pilath, geboren 01.05.1902
Fredrichs Wilhelmine, geb. Grzesny, geboren 15.10.1902
Deptplla Emma, geb. Maxim, geboren 12.10.1903
Przygodda Auguste, geb. Grzesny, geboren 30.06.1904
Rohman Frieda, geb. Glitza, geboren 29.08.1904
Kiy Auguste, geb. Tonk, geboren 22.10.1904
Pietzonka Emil, geboren 14.07.1906
Linka Gustav, geboren 14.04.1907
Raeder Hedwig, geb. Bednarz, geboren 04.12.1907
Linka Marta, geb. Szymanski, geboren 05.02.1908
Rosowski Grete, geb. Cybulski, geboren 20.02.1908
Brosch Gustav, geboren 28.02.1908
Wittek Herta, geb. Bahl, geboren 06.03.1909
Wittek Emma, geb.Bukowski, geboren 19.03.1909
Linka Emma, geb. Witulski, geboren 11.09.1909
Pietzonka Martha, geb. Sengotta, geboren 19.02.1910
Biella Otto, geboren 20.03.1910,
David Frieda, geb. Skrotzek, geboren 29.10.1910
Maczey Ottilie, geb. Koletzki, geboren 03.11.1910
Lekzik Wilhelm, geboren 06.11.1910
Ollech Marie, geb. Bednarz, geboren 10.11.1910
Voges Erna, geb. Makrutzki, geboren 20.11.1910 vier Gläser
König Hedwig, geb. Ollech, geboren 12.03.1911
Both Anna, geb. Radek, geboren 07.06.1911
Jeromin Martha, geb. Biella, geboren 16.07.1911
Poloschek Frieda, geb. Jaschinski, geboren 06.10.1911
Lojewski Hedwig, geb. Schwidder, geboren 29.12.1911
Pietzonka Hedwig, geb. Krupka, geboren 10.01.1912
Raatz Erich, geboren 31.05.1912
Hartmann Auguste, geb. Ollech, geboren 10.07.1912
Dors Herta, geb. Dorka, geboren 13.08.1912
Jaschinski Willy, geboren 23.11.1912
Witulski Emma, geb. Dibowski, geboren 06.12.1912
Buttler August, geboren xx.xx.1912

Unsere ältesten Ulrichseer:

vier Kerzen

Lammek Marie, geb. Matzey, geboren 01.02.1898
Kruska Ottilie, geb. Gusek, geboren 29.03.1899
Waschulewski Ottilie, geb. Borutta, geboren 01.07.1900
Lumma Marie, geb. Gusek, geboren 16.04.1903
Stumm Ida, geb. Samek, geboren 13.04.1910
Kruska August, Ehemann v.Edith, geboren xx.xx.1910

Das nächste Rohmaner-Ulrichseer Orts-Treffen findet am Sonntag 26. April 1992 statt.
Wir versammeln uns wieder am gewohnten Ort: Im Saalbau Herne-Wanne, Wilhelmstraße 26.
> Einlass ca. 9:30 Uhr, offizieller Beginn ca. 11:00 Uhr. <<

Allen unseren Landsleuten wünschen wir zum Jahreswechsel viel Glück und Erfolg. Gottes Segen, seine Bewahrung und seinen Schutz an jeden Tag im neuen Jahr und die Erfahrung, daß er mit uns geht.

Wir werden auch weiterhin zur Adventszeit unseren Rundbrief verschicken, damit auch diejenigen, die an unserem Treffen nicht mehr teilnehmen können, über die Dorfgemeinschaft Rohmanen-Ulrichsee informiert sind.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit möglichst a l l e n Rohmanern und Ulrichseern und grüßen in heimatlicher Verbundenheit:
   
Edith Ickert, (geb. Opretzka)        und Andreas Kossert(Enkel von Otto und Erna Biella, geb. Kruska)


Tannengirlande


   
   

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