evangelische Kirche

   Herbstliches Jahrestreffen der Ortelsburger: Ein großer Erfolg

    Überraschend groß war der Besucherandrang beim diesjährigen herbstlichen Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Ortelsburg im Kulturzentrum der Stadt Herne: Über 600 Anhänger des ehemaligen südostpreußischen Kreises waren gekommen - trotz des ungünstigen Zeitpunktes in der zweiten Novemberhälfte. Der traditionelle Septembertermin konnte nicht angeboten werden, da das Kulturzentrum einen monatelangen Renovierungsprozess durchlief. Kreisvertreter Dieter Chilla begrüßte eine Reihe prominenter Persönlichkeiten: unter anderem den Herner Oberbürgermeister Horst Schiereck, die Europabgeeordnete Dr. Renate Sommer, die Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach. In seinen einführenden Worten beglückwünschte Dieter Chilla das Herner Stadtoberhaupt zu dem renovierten Kulturzentrum als einen "gelungenen Wurf". Darüber hinaus wies Dieter Chilla auf das wohl zentrale Ereignis des zurückliegenden Jahres hin: die Einsegnung des Gedenkkreuzes auf dem alten evangelischen Friedhof in Ortelsburg am 21. Juli, die unter engagierter Beteiligung von Vertretern der deutschen und polnischen Öffentlichkeit stattfand. Danuta Gorska, "alte" und mittlerweile wiedergewählte "neue" Bürgermeisterin Ortelsburgs bedauerte, dass sie wegen der Kommunalwahlen in Polen nicht an dem Treffen in Herne teilnehmen konnte. In einem Grußwort betonte sie die zukunftsorientierte Zusammenarbeit zwischen den Menschen im heutigen Szczytno und den Menschen aus der Kreisgemeinschaft. Hierbei betonte sie vor allem die Rolle der Jugend.

    Großen Beifall mit seiner Ansprache fand Oberbürgermeister Horst Schiereck mit seinen differenzierten, in die Tiefe gehenden Worte. Vor allem, als er wiederholt auf die Wichtigkeit des zukünftigen Bestandes der Patenschaft zwischen der Ruhrgebietsstadt Herne und der Kreisgemeinschaft Ortelsburg verwies, brandete ihm begeisterter Beifall entgegen. Dieter Chilla wich in seiner Festansprache von Gewohntem ab: In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stand eine Laudatio auf den aus Groß Piwnitz (Großalbrechtsort) im Kreis Ortelsburg stammenden Schriftsteller Herbert Somplatzki. Herbert Somplatzki hat 40 Romane geschrieben, außerdem Erzählungen, Sachbücher, Theaterstücke, Hörspiele, Liedertexte. Er ist mit grafischen und fotografischen Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten. Mit Auszeichnungen ist er überhäuft worden: Stipendium des Deutschen Literaturfonds, Hörspielpreis der ARD und so weiter. Horst Somplatzki hat zahlreiche Themen aus dem Alltagsleben, seiner früheren Arbeitswelt auf der Zeche, seinem Erleben als Spitzensportler und aus seinen zahlreichen internationalen Begegnungen verarbeitet. Dabei hat er jedoch sein Schicksal als Flüchtlingskind nie verdrängt: "Das waren die Stunden der Frauen, der Mütter in eisiger Nacht. Sie haben die Kinder durchs Grauen der Flucht und des Krieges gebracht." Dieter Chilla: "Herbert Somplatzki ist einer von uns: ein Ostpreuße, ein Masure. Er vertritt unsere besten Eigenschaften: Klarheit, intellektuelle Redlichkeit, Vielseitigkeit, Offenheit und Bescheidenheit." Herbert Sommplatzki wurde von Dieter Chilla mit der Goldenen Ehrenadel der Kreisgemeinschaft Ortelsburg ausgezeichnet.

    Zu Ehrenmitgliedern der Kreissgemeinschaft wegen besonderer Verdienste wurden ernannt: Helena Samsel und Helga Jurewicz (beide tragen an vorderster Stelle in der Minderheit der Deutschen in Ortelsburg Verantwortung, die Minderheit war mit insgesamt zehn Personen in Herne vertreten) sowie Bernhard Kwoka aus der Martin-Opitz-Bibliothek für seine fachliche und übersetzerische Unterstützung und Helmut Orzessek für sein außerordentliches Engagement an der Heimatstube in der Gräffstraße in Herne. Bücher und Kuchenverkauf, Beratung in Fragen der Familienforschung stellten ein gefragtes Rahmenprogramm dar.

    In seiner würdevollen Totenehrung gedachte der stellvertretende Kreisvorsitzende Herbert John aller Verstorbenen, beispielhaft des vor einigen Monaten verschiedenen Karl Kalinski, langjähriges Mitglied des Kreistages. Insgesamt ein überaus erfolgreiches Treffen, zu dem neben vielen "alten" und geschätzten Besuchern auch auffallend viele junge Leute erschienen waren. Gemeinsam erhoben sich alle zum Singen von "Land der grünen Wälder und kristallenen Seen.", professionell begleitet vom Evangelischen Posaunenchor Gelsenkirchen-Resse. Hans Napierski war als Geschäftsführer der Kreisgemeinschaft mit zahlreichen Aufgaben betraut, die er souverän meisterte. Sein Resümee: "Ich denke, wir können rundum zufrieden sein." Ausgesprochen positiv äußerte sich auch der Ehrenvorsitzende Edelfried Baginski in seinem Schlusswort und lud alle Interessierten zum nächsten Hauptkreistreffen der Ortelsburrger am 18. September 2011 in das Kulturzentrum der Stadt Herne ein.

>> Quelle: Das Ostpreußenblatt vom 11.12.2010 <<